Das Wohnhaus steht im Nordosten der kleinen, ehemals zum Gut Kemnitz gehörenden, 1,5 km westlich von Ferch gelegenen Waldsiedlung. Sie wird 1745 erwähnt. Neben einem Forsthaus gab es Häuser von Waldarbeitern. 1772 waren hier vier Kossäten ansässig. 1801 hatte sich der Ort zu einem Etablissement mit fünf Büdnern, einem Einlieger und einem Förster entwickelt. Es handelt sich um einen vermutlich im 18. Jahrhundert errichteten eingeschossigen Fachwerkbau mit Satteldach, der traufseitig erschlossen wird. Das Haus besitzt eine mittlere Eingangstür und seitlich je zwei Fenster. Während die Fachwerkkonstruktion der südöstlichen Längsseite und beider Giebel erhalten blieb, wurde die Straßenseite vor 1929 massiv unterfangen und verputzt, die Fenster nach 1945 verändert. Das Innere des Hauses war ursprünglich spiegelsymmetrisch gegliedert. Eingänge in der Mitte beider Traufseiten führten in Vorder- bzw. Hinterflur; dazwischen befand sich eine zentrale Schwarze Küche; auf rechter und linker Seite lagen jeweils eine geräumige Stube und rückwärtig ein weiterer Wohnraum sowie eine äußere Kammer. Durch den Fercher Maurer- und Zimmermeister Willi Ebel erfolgte 1929 ein Umbau des Gebäudes für Zwecke des Robert-Burg-Landschulheims der Fürstin-Bismarck-Schule in Berlin-Charlottenburg (Sybelstraße 2-4), die zuvor bereits ein südlich stehendes, 1922 durch eine Baracke für Sommer-Übernachtungen von Schülerinnen erweitertes Arbeiterhaus (nicht erhalten) nutzte. Dabei wurden die meisten Innenwände verändert und die Veranda an der nordöstlichen Schmalseite angebaut, eine verbretterte Holzkonstruktion mit gemauertem Sockel und flachgeneigtem Pultdach. Innen wurden u. a. Toiletten und im nördlichen Hausteil ein Zwischenflur eingebaut. Erhalten ist das Sparrendach mit doppelt stehender Stuhlkonstruktion ohne Spannriegel; die Hölzer sind verzapft. Das Fachwerkhaus besitzt als ältestes in Kemnitzerheide erhaltenes Gebäude bau- und ortsgeschichtliche sowie städtebauliche Bedeutung. Es handelt sich um eines der Arbeiterhäuser des Gutes Kemnitz, zu dem auch das Waldgebiet südwestlich des Schwielowsees gehörte. Das als Doppelhaus für zwei Familien angelegte Gebäude gibt trotz der im Hinblick auf die neue Nutzung in den 1920er Jahren vorgenommenen inneren Veränderungen als Baukörper und durch seine Dimensionen bis heute Hinweise auf die Lebensverhältnisse von Gutsarbeitern im 18.und 19. Jahrhundert. Diese waren im Forstwesen beschäftigt, das neben der Landwirtschaft eine wichtige Einnahmequelle des Gutes darstellte. Mit der in größeren Partien bewahrten Fachwerkkonstruktion ist das Gebäude im Schwielowseegebiet heute eines der letzten Zeugnisse für die traditionelle, über Jahrhunderte übliche Bauweise. Obwohl es gerade solche Bauten waren, die seit dem späten 19. Jahrhundert von Künstlern als malerische Bildmotive entdeckt wurden, sind seither fast alle Beispiele dafür verschwunden. Der Umbau für Zwecke eines Landschulheims 1929 weist auf die steigende Bedeutung von Ferch als Erholungsort für Berliner in der Zwischenkriegszeit hin.
Quelle: Beurteilung des Denkmals durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum vom 08. Dezember 2008
1945 – 2006 diente dieses Haus als Wohnhaus | |
2006 – 2011 Leerstand | |
2011 – 2015 wurde das Haus umfangreich saniert | |
seit 2015 ist es ein Ferienhaus |